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»Bezeichnend für Borderline ist ein selbstverletzendes Verhalten«

Eine betroffene junge Frau entwickelt einen Standard Umgang mit Borderline

„Bezeichnend für Borderline ist ein selbstverletzendes Verhalten. (…) Aber nicht jeder Borderline-Betroffene verletzt sich. (…) Und nicht jeder, der sich selbst verletzt, hat Borderline“, erklärt Marja S. (Name geändert), Borderline-Expertin und selbstbetroffen.

Sie lebt seit vielen Jahren mit der Diagnose „Borderline“ und hat verschiedenste Therapien gemacht. Heute nutzt sie eine Hilfe zur sozialen Rehabilitation der AWO und hat Unterstützung bei der alltäglichen sozialen Interaktion.

Wie sie, reagieren auch andere Betroffene impulsiv, preschen in ihrem Verhalten nach vorne. Andere ziehen sich in ihr Inneres zurück. Das verunsichert Mitmenschen. Marja S. hat auf eine Anfrage zur Mitarbeit an einem Fachstandard „Umgang mit Borderline“ sofort zugesagt. Das größte Bedürfnis eines „Borderliners“ besteht darin, von seiner sozialen Umwelt verstanden zu werden. Betroffene sind sehr empathisch, wollen, dass es anderen bessergeht als ihnen selbst. Folglich, hatte Marja S. eine starke Motivation, für andere aufzuschreiben, wie Betroffene Menschen zu verstehen sind.

Genau diese Empathie kann aber zur Belastung werden: „Borderliner können ein Zuviel an Empathie zeigen, sich selbst vernachlässigen“, sagt Marja S. Menschen mit Borderline erleben oft extreme Gefühle und Stimmungsschwankungen. Andere verfallen auch in ein Schwarz-Weiß-Denken.

Das Wort Borderline kennen viele, wissen aber oft nicht genau, was dahintersteckt. Der Begriff bezeichnet eine komplexe Persönlichkeitsstörung. Sie wirkt sich auch auf das ganze Leben aus. Betroffene erleben oft extreme Gefühle und Stimmungsschwankungen. Dies zeigt sich häufig auch in Beziehungen. Marja S. beschreibt es so: „Es geht nicht mit anderen, und es geht nicht ohne andere.“ Als Betroffene sagt sie, es sei immer ein Schwanken zwischen dem Aufbauen von Nähe und Distanz. „Ich hasse dich, verlass mich nicht“ – es sind immer wechselnde Gefühle und Schwarz-Weiß-Denken“, sagt sie und: ein „zu viel an Gedanken und Gefühlen“.

Das Leben mit der Störung sei turbulent und es gibt Dinge, die sollte man lieber nicht sagen, wenn man helfen möchte. Es gibt Betroffene wie Marja S., die in stabilen Phasen viel kompensieren können und große Erfolge erzielen können. Sie entgleisen aber völlig in schwierigen zwischenmenschlichen Situationen. Deshalb ist es essentiell für alle Mitmenschen und auch für professionelle Berufsgruppen, so gut wie möglich „verbal an der Grenze entlangzugehen“ wie ein Borderliner selbst und genau zu wissen wie sie Aussagen verstehen und darauf reagieren sollten. Marja. S. wünscht sich einen offeneren Umgang mit der Krankheit: „Man sollte den Menschen sehen, nicht die Störung“ – und ihm eine Chance geben.

Viele Menschen meiden Borderliner, da die typische Impulsivität oft Konfliktpotential birgt. Dabei ist die Unterstützung auf sozialer Ebene fundamental wichtig, um eine Teilhabe zu fördern und Vereinsamung entgegenzuwirken. Man kann vielen die Angst vor dem Wort Borderline nehmen, wenn man die Symptome in einen Fachstandard übersetzt. Wir möchten Marja. S. für ihre Gedanken und die Zuarbeit zu einem Standard „Umgang mit Borderline“ herzlich danken und hoffen auf eine Fortsetzung zu diesem Thema und auch eine Motivation für andere Betroffene zu sein.

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