Sprungziele
Inhalt
 

Tafeln überarbeiten Logistik-Konzept

Kai Noack und Angie Reinecke vom Bundesverband Tafel Deutschland e.V. waren zu Besuch im Quedlinburger Tafellager

Palettenweise stapeln sich Kosmetik, Getränke, Becher oder auch Senf und Barbecue im Lager der Tafel Sachsen-Anhalt in der Stresemannstraße in Quedlinburg. Zu andere Zeiten sind es Nudeln, Konserven oder auch Waschpulver. Hier lagern große Spenden an den Landesverband, die nicht gekühlt werden müssen.

Das Lager besuchten kürzlich Kai Noack, stellvertretender Vorsitzender des Dachverbands Tafel Deutschland e.V. und verantwortlich für den Bereich Logistik, und Angie Reinecke, zuständig für die Logistik der Tafel (Baden-Württemberg). Im Bundesverband wurde in den vergangenen Jahren immer wieder festgestellt, dass sich der Handel verändert. Vor Ort, also dort, wo die Ware an den Verbraucher abgegeben wird, werden gezielt Maßnahmen ergriffen, um Ware auch dann zu verkaufen, wenn das Mindesthaltbarkeitsdatum naht. Dafür werden Lebensmittel beispielsweise stark reduziert. Das Konzept geht auf, es bleibt weniger Ware liegen. Die Märkte organisieren sich neu und wirtschaften besser.

Das spüren auch die Tafeln, denn bei ihnen kommen weniger Lebensmittel aus den Märkten an. „Aus Sicht der Tafeln ist das dennoch grundsätzlich eine erfreuliche Entwicklung“, sagt Kai-Gerrit Bädje, Schatzmeister der Tafel Sachsen-Anhalt e.V. Denn ein Kernziel der Tafelarbeit sei es, Lebensmittelverschwendung entgegenzuwirken.

Problematisch ist diese Veränderung jedoch für die Tafeln vor Ort, die deshalb auf andere Wege des Spendens angewiesen sind, um den Bedarf weiterhin decken zu können. „Die großen Tafellager in den einzelnen Bundesländern bekommen dadurch einen anderen Stellenwert. Sie werden immer wichtiger für die Logistik der kleinen Tafeln.“

Denn während die Spenden auf lokaler Ebene zurückgehen, geben die Konzerne immer häufiger Ware aus ihren eigenen zentral gelegenen Lagern in großen Chargen, also teilweise ganze Lkw-Ladungen, an den Bundesverband ab. Der verteilt weiter an die einzelnen Landesverbände, die die Ware dann an die Tafeln vor Ort weitergeben. Die Logistikverantwortung lastet damit viel stärker auf dem Dachverband.

Um künftig effizienter arbeiten zu können – bei Lebensmitteln müssen Verbrauchs- und Mindesthaltbarkeitsdaten streng beachtet werden – ist eine schnellere Verteilung von zentralen Lagern der Tafel Deutschland in die Lager der Landesverbände und schließlich zu den Tafeln vor Ort geplant.

Dafür besuchten Kai Noack und Angie Reinecke in dieser Woche verschiedene Lager im gesamten Bundesgebiet und verschafften sich einen Überblick über die Rahmenbedingungen, Kapazitäten, Lieferwege und die Arbeit in den Lagern. In Quedlinburg, wo die Tafel Sachsen-Anhalt e.V. ihre Ware lagert, koordiniert Marlis Röbbeling ehrenamtlich die Weitergabe an die Tafeln vor Ort. Sie gab einen Einblick in den Alltag vor Ort.

Und hier zeigte sich schnell, dass das Lager in der Welterbestadt den veränderten Anforderungen nicht mehr gerecht wird. Während die Tafeln Quedlinburg|Halberstadt|Wernigerode eine sehr kurze Anfahrt haben, um Waren abzuholen, müssen andere Tafeln weitere Wege in Kauf nehmen. Es muss abgewogen werden, ob der Nutzen den Aufwand rechtfertigt.

Wenn viele Lkw-Ladungen mit Spenden gleichzeitig ankommen, sind die Kapazitäten im Lager schnell erschöpft. Und auch die Mietkosten sind für den Landesverband ein Thema. Deshalb ist geplant, das Lager Anfang 2022 an einen anderen Standort zu verlegen, der besser geeignet ist. Doch auch das wird mit Blick auf die vorwiegend durch Ehrenamtliche geleistete Arbeit eine echte Herausforderung.

„Ideal wäre ein Standort an der Autobahn 14, der für alle Tafeln einfacher erreichbar ist“, erklärt Kai-Gerrit Bädje. Die Suche gestaltet sich bisher schwierig: „Wir brauchen die Unterstützung vom Land Sachsen-Anhalt, einen geeigneten Standort zu finden und diesen zu finanzieren“, appelliert er.

nach oben zurück