Sprungziele
Inhalt
 

"Fragt doch einfach mal die Kinder!"

Fortbildung im AWO Kinderhaus an der Ilse Osterwieck

Belange, die einen selbst betreffen, soll man auch aktiv mitentscheiden können. Gilt dies nur für Erwachsene? Ab welchem Alter dürfen, können oder sollen Kinder von diesem Menschenrecht Gebrauch machen?

Um dieser Frage auf den Grund zu gehen, haben sich die pädagogischen Mitarbeiter*innen des AWO Kinderhauses an der Ilse in Osterwieck schon im März 2020 grundlegend mit einer Onlinefortbildung zum Thema "Partizipation – Mitentscheiden und Mithandeln in der Kita" befasst.

Kinder sind ein wichtiger Teil unserer Gesellschaft und werden in der Kita zu Mitgliedern in einem sozialen Zusammenhang. Es gibt ein gemeinsames Leben, welches organisiert und gestaltet werden muss. Je mehr Möglichkeiten für die Kinder bestehen, mitzuentscheiden und mitzuhandeln, desto mehr wird erfahren, dass sie selbst etwas bewirken können und ein bedeutsamer Teil der Gesellschaft sind.

Kürzlich beschäftigte sich das gesamte Team bei einer Fortbildung zweieinhalb Tage mit dem Thema Partizipation und Teilhabe. Durch die fachliche Anleitung von Susanne Bertl, Bereichsleitung Kindertagesstätten bei der AWO Kinder- und Jugendhilfe GmbH, wurden verschiedene Möglichkeiten erarbeitet, um Kinder an Entscheidungen im Kita-Alltag teilhaben zu lassen.

Eines der wichtigsten Ziele dabei ist es, dass die Kinder lernen, eigene Ideen, Wünsche und Bedürfnisse wahrzunehmen und zu äußern.

Passend zur Weihnachtszeit wurde sich beim ersten Projekt für folgendes Thema entschieden: "Die Kinder des Kinderhauses an der Ilse bekommen die von ihnen ausgewählten Geschenke vom Weihnachtsmann."

Für diese projektbezogene Beteiligung galt es, einen Ablaufplan zu entwickeln. Um alle Kinder mitentscheiden lassen zu können, wurden die Ideen gesammelt. Es wurde gemalt, geklebt, gesprochen und diskutiert. Eine sehr lange, interessante und bunte Wunschliste entstand. Um diese in einen umsetzbaren Wunschzettel zu bringen, wurden in allen Gruppen von den Kindern Vertreter gewählt. Diese bilden zusammen mit zwei Erzieherinnen und der Einrichtungsleitung den Kitakreis.

Die Krippenkinder werden selbstverständlich ebenso beteiligt. Auch sie können durch Mimik, Gestik und nonverbale Kommunikation deutlich zeigen, was ihnen gefällt und was nicht. An dieser Stelle muss der stellvertretende Erzieher einen klaren Perspektivwechsel üben. Er verbalisiert die Wünsche und Ziele der Krippenkinder, um sie an den Entscheidungen zu beteiligen. So erleben schon die Kleinsten Mitwirkung, Mitgestaltung, Mitbestimmung und Mitverantwortung. Dieses Recht wird Kindern nach der UN-Kinderechtskonvention zugesprochen.

Der Kitakreis wird sich bei einem Treffen mit dem Sortieren der vielen Geschenkideen befassen und durch Abstimmung einen Wunschzettel für die Einrichtung erstellen.

Somit lernen die Kinder nach und nach das Demokratieprinzip zu leben. Diese Methode wird zukünftig in den pädagogischen Alltag eingebunden und bekommt den Charakter der Selbstverständlichkeit. Jeder Mensch ist wichtig und soll sich auch wichtig fühlen. Das Erleben des Mitwirkens, die soziale Gemeinschaft und der wertschätzende Umgang miteinander sind Grundlagen einer Demokratie. Fortführend wird es noch weitere Beteiligungsprojekte in der Kita geben, um Partizipation und Engagementsförderung pädagogisch zu gestalten.

Die Eltern werden über die einzelnen Entwicklungen durch Infobriefe, Schauwände und durch die pädagogischen Mitarbeiter informiert.

Perspektivisch werden die pädagogischen Fachkräfte weitere Beteiligungsprojekte und eine Kita-Verfassung erarbeiten. Somit wird die Kindertagesstätte zu einem Ort, an dem die Rechte der Kinder selbstverständlich sind und Demokratie erfahren wird.

nach oben zurück