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Sprache ist der Schlüssel zur Welt

AWO-Kitas feiern zehn Jahre Teilnahme am Bundesprojekt „Sprache und Integration“

„Das habe ich noch nie vorher versucht, also bin ich sicher, dass ich es schaffe“, hat Pippi Langstrumpf in einem von Astrid Lindgrens weltbekannten Büchern verkündet. Mit dieser unbedarften und bedingungslos positiven Einstellung arbeiten die Erzieher der „Sprach-Kitas“ der AWO Kinder- und Jugendhilfe gGmbH jeden Tag mit ihren Schützlingen daran, dass Sprache keine Hürde darstellt. Fünf AWO Kindertageseinrichtungen im Landkreis Harz sind Teilnehmer am Bundesprojekt „Sprache und Integration: Weil Sprache der Schlüssel zur Welt ist“.

„Über eine gemeinsame Sprache, sind wir in der Lage, eigene Gefühle und Wünsche zu äußern, Konflikte zu lösen und grundsätzlich teilzuhaben“, erklärt Susanne Bertl, Bereichsleiterin Kindertagesstätten bei der AWO Kinder- und Jugendhilfe GmbH.

Dass das nicht selbstverständlich ist, zeigte unter anderem die Pisa-Studie 2010, die ein Anstoß für das Projekt war. Die Studien-Ergebnisse attestierten Kindern, die gerade eingeschult wurden, teilweise so schlechte Sprachkenntnisse, dass hier dringend etwas passieren musste – und das, bevor die Kinder in den Schulunterricht starten.

Die AWO Kitas im Landkreis Harz haben sich alle seit März 2011 an dem Bundesprojekt „Sprache und Integration“ beteiligt, das seit nun zehn Jahren fester Bestandteil in den Einrichtungen geworden ist. In dieser Zeit entstanden enge Netzwerke zu andere Trägern, Einrichtungen, Behörden, Gremien, Schulen und vielen weiteren aufgebaut, von denen nun alle profitieren.

Bei dem Projekt handelt es sich um eine grundsätzliche Förderung aller Kinder. Oder noch einfacher: um Verstehen und Verstanden werden. Dabei werden verschiedenste Techniken und Methoden genutzt, um Sprache im Alltag mehr Raum zu geben und sie bewusster zu nutzen. Dabei nehmen die Erzieher*innen ganz bewusst nicht die Rolle von Lehrer*innen ein. „Wir verbessern die Kinder nicht, sondern wiederholen den Satz, wie er richtig gesprochen wird“, erklärt Bertl ein Beispiel. Die Jungen und Mädchen sollen eine grundsätzliche Sprachkompetenz erlernen können, eine gemeinsame Sprache. Das sei enorm wichtig, damit die Kinder selbstbewusst sprechen und ihre Meinung äußern können. Um eine gemeinsame Basis zu finden, werden gemeinsam Lieder gesungen, einfache Gedichte und Reime nachgesprochen. „So lernen alle Kinder das gleiche neue Lied mit den gleichen Worten und dem gleichen Satzbau“, führt Susanne Bertl aus.

„Wir begleiten die Kinder in ihrer Sprachentwicklung, beispielsweise, indem wir wiederholen“, so Bertl weiter. Dazu gehören auch mundmotorische Übungen, die den Kindern die Aussprache schwieriger Wörter erleichtern sollen. Dafür wird die sprachliche Entwicklung jedes Kindes beobachtet und dokumentiert, um die Förderung so individuell wie möglich zu gestalten. So werden Alltagssituationen gezielt genutzt, um Sprechsituationen zu schaffen und wertzuschätzen. Dabei spielen auch Sitten und Bräuche eine Rolle und natürlich gehört auch die Mehrsprachigkeit in diesen Bereich.

Wenn diese grundsätzliche Förderung nicht genügt, „gehen wir mit den Eltern ins Gespräch, wie wir ihr Kind anders unterstützen können.“ Liegt beispielsweise ein Sprachfehler vor, wird der Kontakt zu einem Logopäden hergestellt oder ein anderer Experte zu Rate gezogen.

Auch die Erzieher*innen werden durch das Projekt „Sprach-Kita“ gefordert, ihre Arbeit reflektieren und kritisch zu hinterfragen. Sprechen sie in so einfachen Sätzen, dass jedes Kind versteht, was sie sagen? Es ist ihre Aufgabe, zu analysieren und zu reflektieren, um Auffälligkeiten früh zu erkennen. Darüber hinaus realisieren sie verschiedenste Sprachangebote, bei denen die Kinder beispielsweise selbst Geschichten entwickeln, frei erzählen oder Sprache als Spiel nutzen.

Das Erfolgsmodell „Sprach-Kita“ soll bis mindestens 2022 fortgesetzt werden. Davon profitieren allein in den Kitas der AWO im Landkreis Harz 500 Kita-Kinder mit ihren Familien sowie etwa 80 Fachkräfte. „Wir möchten bewahren und weiterentwickeln, was wir in den letzten Jahren erreicht haben, auch wenn die Projektförderung endet“, erklärt Susanne Bertl und fügt an: „Wir sehen uns weiter als ‚Sprach-Kitas‘ und arbeiten täglich daran, den uns anvertrauten Kindern mithilfe der Sprache einen Schlüssel für ihre Welt zu übergeben.“

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