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Stärken stärken und Schwächen schwächen

Ein Erfahrungsbericht zur Psychomotorik aus unserer Kita „Sputnik“

Vier Mitarbeiterinnen unserer AWO Kita "Sputnik" in Halberstadt sind seit gut einem viert Jahr "Psychomotoriker". Sie haben über viele Monate eine Berufsqualifikation absolviert und sich ein umfangreiches Wissen über den Einsatz psychomotorischer und motopädagogischer Anwendungen angeeignet, sodass sie nun selbständig psychomotorische Förderangebote erarbeiten und durchführen können.

Das klingt ziemlich gut, selbst wenn vermutlich die wenigsten mit dem Wort "Psychomotorik" etwas anfangen können, oder? Sich bewegen, erspüren, staunen und erleben - das passiert bei Psychomotorik. Ausprobieren, erproben, experimentieren und mit allen Sinnen erfahren und sich dafür auch Zeit nehmen - das ist Psychomotorik. Spielend lernen durch Bewegung - auch das ist Psychomotorik.

Um die psychomotorischen Fähigkeiten der Kinder gezielt fördern zu können, wurden bei der Fortbildung zahlreiche Ideen und Methoden vermittelt und fanden so ihren Weg in die Kindertagesstätten der AWO Kinder- und Jugendhilfe GmbH. Hier durften die Kinder und auch Kollegen*innen die vielfältigen Anregungen ausprobieren.

Nach ihrer Abschlussprüfung im Dezember, feilen die Frauen weiter an Ideen und probieren - genau wie die Kinder - aus, erkunden und lernen.

Susann Binder ist eine von unseren frischgebackenen "Psychomotorikerinnen" und berichtet hier über ihre Erfahrungen. Ihr Bericht beginnt mit den Vorbereitungen für die Abschlussveranstaltung. Dafür wurde die Kita zur Bühne:

Für die Erzieher*innen der Kita wurde während einer Dienstberatung ein Bewegungsparcour zum Ausprobieren aufgebaut und anhand einer Power-Point-Präsentation ein Einblick in die ereignisreiche Zeit der Berufsqualifikation gegeben. Fortan fand und findet durch die ausgebildeten Psychomotoriker ein wöchentlich wechselnder Aufbau von Parcours statt, bei denen die Kinder umfangreiche Bewegungserfahrungen zum Klettern, Springen, Rollen, Kriechen sowie zum Balancieren sammeln können. Alle Angebote beruhen auf dem Prinzip der Freiwilligkeit.

Durch diese kontinuierliche körperliche Betätigung werden bei den Kindern der Selbstwert, das Selbstvertrauen sowie das Selbstbewusstsein insgesamt gefördert. Die „Stärken“ werden gestärkt und die „Schwächen“ geschwächt.

Wir können feststellen, dass unsere Kolleg*inn*en sich in einem Prozess befinden, in dem sie sich selbst mehr zurückhalten, nicht zu schnell eingreifen, den Kindern mehr zutrauen, um ihnen die Möglichkeit zu geben, sich frei und auf ihre Weise den jeweiligen Bewegungsparcour zu erschließen. Dabei stehen wir den Kolle*inn*en mit Rat und Tat zur Seite.

Es ist erstaunlich, wie viele verschiedene Bewegungsmöglichkeiten die Kinder an den unterschiedlichen Geräten entwickeln. Somit fördern sie nicht nur ihre Beweglichkeit, Geschicklichkeit, Kondition und Koordination, sondern auch ihre Kreativität. Weiterhin werden dabei die Sprachkompetenz (Bewegung regt das Sprachzentrum an) sowie das Sozialverhalten (üben von Absprachen/Rücksichtnehmen während des Angebots) gefördert.

Die Kinder sind sichtlich mit Begeisterung und Tatendrang dabei, die unterschiedlichen Bewegungselemente eines jeden Parcours zu entdecken und sich zu erproben. Jede Woche freuen sie sich auf einen neuen Parcour bzw. ein psychomotorisches Angebot. Schon nach kurzer Zeit ist eine kontinuierlichere Nutzung unserer wöchentlichen Angebote zu beobachten. Jeder Parcoursaufbau kann für jede Altersgruppe in unterschiedlicherem Schwierigkeitsgrad genutzt werden.

Eine Sammlung verschiedener Spiele und Anregungen zur psychomotorischen Förderung mit zum Beispiel Alltagsmaterialien, Tüchern, Bällen, Sportgeräten, Matten und Decken, den damit verbundenen wichtigsten Förderschwerpunkten und Sicherheitshinweisen zur Benutzung der benötigten Materialien wurde von uns in einem Hefter für alle Kollegen*innen erstellt und wird fortlaufend erweitert.

Neben der Beratung und Zusammenarbeit mit den pädagogischen Fachkräften, ist die enge Kooperation mit der Einrichtungsleitung, den Heilpädagogen*innen, den Kinderschutzfachkräften und der Resillienzfachkraft der Kindertagesstätte ein gewichtiger Schwerpunkt in unserer Tätigkeit als „Psychomotoriker“.

Das positive Feedback der Kinder und Kollegen*inn zeigt uns Psychomotorikern, auf dem richtigen Weg zu sein und motiviert uns, immer wieder Neues anzuregen und auszuprobieren.

Susann Binder

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