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AWO-Tagesstätte »Horizont« unterstützt ZORA e.V.

AWO-Tagesstätte „Horizont“ unterstützt ZORA e.V.

Mit wachem Blick entdeckten wir am 04.03.2025, während unseres Kleinkunst-Events in den Räumlichkeiten des ZORA e.V. Soziokulturelles Zentrum in Halberstadt (siehe Artikel „Karaoke ist die beste Mugge der Welt“ vom 04.03.2025), drei, in ihrer Form ansprechende Sessel in einer der Lounge-Ecken. Ein wenig „in die Jahre“ gekommen und deutlich gezeichnet durch die Menschen, die sich in ihnen wohlfühlten, hatten sie an Attraktivität verloren. Die Bezüge zerschlissen, die Untergestelle verblasst. Entsorgung drohte.

Darauf angesprochen, äußerte eine Mitarbeiterin des Zentrums den Wunsch, diesen Zustand ändern zu wollen, doch fehle es an den finanziellen Mitteln, einen Polsterer damit beauftragen zu können. Handwerk wird geschätzt, ist jedoch nicht immer bezahlbar. Diese Botschaft beschäftigte uns, ist doch das Thema ´Nachhaltigkeit´ ein treuer Begleiter in unserem täglichen Miteinander. Das Grundsatzprogramm der Arbeiterwohlfahrt vom Dezember 2019 besagt: „Wir arbeiten nicht nur für den Augenblick. Wir haben auch immer die Zukunft im Blick. Unsere Arbeit und unsere Ziele sollen gut für Menschen sein. Unsere Arbeit und unsere Ziele sollen auch gut für die Umwelt sein. Wir haben Verantwortung für heute. Wir haben Verantwortung für die Menschen nach uns.“ Und schon war die Idee geboren: Wir lösen das Problem, finden sich doch unter den AssistenznehmerInnen und MitarbeiterInnen unserer Tagesstätte einige Frauen und Männer mit entsprechendem Hintergrund und handwerklichem Geschick. In unserer modern eingerichteten Tagesstätte findet sich, neben hellen und wohnlich eingerichteten Gruppen-, Kreativ-, Entspannungs- und Arbeitsräumen, auch eine gut ausgestattete Werkstatt. In dieser werden, unter Anleitung eines Ergotherapeuten mit Zusatzausbildung im Tischlerhandwerk, verschiedene Materialien verarbeitet. Holz, Ton, Kupfer, Peddigrohr. Hier darf Kreativität ausgelebt werden. Auch im Nähangebot innerhalb der Tagesstätte. Hier arbeiten wir an vier modernen Maschinen. Unter Anleitung eines Heilerziehungspflegers, mit Zusatzausbildung im Maßschneiderhandwerk, entstanden bisher Vorbindeschürzen für den Einsatz im Hauswirtschaftsbereich und Deko- bzw. Geschenkartikel für verschiedene Anlässe. AssistenznehmerInnen haben die Möglichkeit, eigene Kleidungsstücke umzuarbeiten. Auch hier legen wir großen Wert auf Nachhaltigkeit. Zerschlissene Kleidungsstücke werden repariert, Strümpfe gestopft, Knöpfe und Reißverschlüsse erneuert. Warum nicht auch Sitzmöbel? ZORA e.V. übernahm den Transport der Sessel in die Tagesstätte, lieferte das erforderliche Material. Aus Altpapier fertigte die „Nadel-Salat-Gruppe“ die Schnittmuster und übertrug diese zunächst auf einen Probestoff (auch diesem wurde somit, als Polsterschutz, ein „zweites Leben“ geschenkt).

Stolze Blicke aus erfreuten Gesichtern machten die Runde: Der Testbezug saß. Wie eine zweite Haut. Toll gemacht! Schleifgeräusche aus der Werkstatt verrieten, dass die „Holzwürmer“ mit der Aufarbeitung der Holzgestelle beschäftigt waren. Später erfüllte der Geruch von Bootslack die Räume der unteren Etage. Der erste Anstrich wurde aufgetragen.

Tagesstätte vs. Entsorgung. Dieser Herausforderung haben wir uns gestellt.

Und nach vielen Arbeitsstunden konnten wir den ersten Sessel im neuen Outfit präsentieren.

Aus alt wird neu, aus nutzlos wird wertvoll. So lautete auch der Beitrag einer Assistenznehmerin zum Thema „Stigmatisierung im Alltag“ innerhalb der Protestwoche für Menschen mit Behinderungen. Nutzlos fühlt sich keiner von uns. Das Ergebnis spricht dafür und kann sich sehen lassen. Probesitzen war angesagt. In Vorfreude auf den Tag, an dem wir ZORA e.V. die drei Sessel übergeben dürfen. Bis dahin werden noch einige Fetzen fliegen und Nadeln zum Glühen gebracht.

An die Sessel… fertig… los!  

 Bernd Tangermann

Mitarbeiter Tagesstätte „Horizont“

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