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Grundschule Badersleben: Projektwoche »Hospiz macht Schule«

Sensible Annäherung an die Themen Sterben, Tod und Trauer

Badersleben, 23. Dezember 2024 –

In der Woche vom 18. bis 22. November 2024 setzte die Grundschule Badersleben mit ihrer vierten Klassenstufe ein bemerkenswertes Projekt um, das von Sensibilität und Weitsicht geprägt war. Unter dem Motto „Hospiz macht Schule“ erarbeiteten 32 Schülerinnen und Schüler in Kooperation mit dem Regenbogen Hospiz aus Halberstadt ein Thema, das oft mit Unsicherheit und Angst behaftet ist: Sterben, Tod und Trauer.

Die Projektwoche bot den Kindern einen geschützten Rahmen, um ihre Fragen zu stellen, Gefühle auszudrücken und sich mit den Themen auf eine altersgerechte Weise auseinanderzusetzen. Begleitet wurde das Projekt von zuvor geschulten Fachkräften des Hospizes sowie von Schulsozialarbeiter Lukas Herbst, der die Initiative an der Schule koordinierte.

Ein einschneidendes Ereignis als Ausgangspunkt

Die Motivation zur Durchführung des Projekts lag in einem einschneidenden Ereignis im Frühjahr 2024, als die Schule den plötzlichen Tod einer pädagogischen Mitarbeiterin miterlebt hat. Diese Erfahrung war für viele Kinder und Lehrkräfte prägend und brachte die Notwendigkeit ans Licht, einen bewussteren Umgang mit dem Thema Tod in den Schulalltag zu integrieren.

„Es war wichtig, die Kinder nicht allein mit ihren Fragen und Ängsten zu lassen“, so Marita Fox (Regionalkoordination des Regenbogen Hospiz). „Das Thema gehört zum Leben dazu, und die Projektwoche bot eine Gelegenheit, sich damit auseinanderzusetzen – kindgerecht, kreativ und einfühlsam.“

Die Ziele der Projektwoche

Das Hauptziel war es, den Kindern mögliche Ängste vor den Themen Sterben, Verlust und Trauer zu nehmen und ihnen die Chance zu geben, sich auf einer emotionalen Ebene mit diesen schwierigen Themen auseinanderzusetzen.

Vielfältige Methoden für eine altersgerechte Annäherung

Die Projektwoche war so gestaltet, dass sie die Kinder auf verschiedenen Ebenen ansprach:

  • Kreative Gestaltung: Durch Collagen, Tonarbeiten und Bilder konnten die Kinder ihre Gedanken und Gefühle ausdrücken.
  • Sinneserfahrungen: Fantasiereisen und Musik schufen einen Raum für Reflexion und Entspannung.
  • Kultureller Austausch: Die Schülerinnen und Schüler lernten Jenseitsvorstellungen unterschiedlicher Religionen kennen.
  • Praktische Wissensvermittlung: Der Besuch eines Arztes ermöglichte den Kindern, Fragen zu Krankheiten und medizinischen Themen zu stellen.

Der Ablauf der fünf Tage

Die Woche war thematisch in fünf Schwerpunkte gegliedert:

  1. Veränderungen im Leben: Der Auftakt beschäftigte sich mit positiven und schwierigen Momenten im Lebensverlauf. Plakate halfen den Kindern, ihre Gedanken zu ordnen.
  2. Krankheit und Schmerz: Ein Arzt aus der Region beantwortete Fragen und schuf eine vertrauensvolle Atmosphäre.
  3. Tod und Sterben: Mit Filmausschnitten und gemeinsamen Gesprächen wurden Ängste abgebaut und kulturelle Unterschiede beleuchtet.
  4. Traurigkeit und Hoffnung: Hier gestalteten die Kinder unter anderem Tonarbeiten, um ihre persönlichen Jenseitsvorstellungen darzustellen.
  5. Abschlussfest: Den Höhepunkt bildete eine Feier, bei der die Kinder ihre Werke den Eltern präsentierten und die Woche gemeinsam reflektiert wurde.

Jeder Tag begann und endete mit einem gemeinsamen Lied, das eine beruhigende Struktur schuf. Reflexionsrunden boten den Schülerinnen und Schülern die Möglichkeit, ihre Eindrücke und Fragen zu teilen.

Resonanz und Wirkung

Die Projektwoche stieß zunächst bei einigen Eltern auf Skepsis, doch diese konnte durch die gute Organisation und die Einfühlsamkeit des Teams rasch überwunden werden. Viele Eltern lobten die Ergebnisse der Woche und zeigten sich beeindruckt von der Offenheit und Reife ihrer Kinder im Umgang mit dem Thema.

„Es ist schön zu sehen, wie die Kinder während der Woche gewachsen sind“, berichtet Lukas Herbst. „Sie haben gelernt, ihre Gefühle auszudrücken und dabei auch gegenseitig Rücksicht und Mitgefühl zu zeigen.“

Auch die Lehrkräfte der vierten Klassen äußerten sich positiv. Durch das Projekt wurden sie entlastet, und die Themen Tod und Trauer mussten nicht mehr separat im Unterricht aufgearbeitet werden.

Ein Vorbild für die Zukunft

Angesichts des Erfolgs plant die Grundschule Badersleben, das Projekt auch in den kommenden Jahren für die vierten Klassen anzubieten. „Hospiz macht Schule“ zeigt eindrucksvoll, wie durch Sensibilität, Offenheit und kreative Ansätze eine Atmosphäre geschaffen werden kann, die Kindern hilft, sich mit schwierigen Themen auseinanderzusetzen – und dabei sogar gestärkt aus der Erfahrung hervorzugehen.

Mit dieser Initiative hat die Schule nicht nur ein innovatives Bildungsangebot geschaffen, sondern auch einen Beitrag geleistet, um gesellschaftliche Tabus zu brechen und eine neue Offenheit im Umgang mit Sterben, Tod und Trauer zu fördern.

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