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Immer noch zu wenig Beachtung bis ganz nach oben in der Politik für Menschen mit Behinderung

Die aktuelle Situation in der Eingliederungshilfe Sachsen-Anhalt zeigt, dass Menschen mit Behinderung zu wenig miteinbezogen werden in Entscheidungen, die sie selbst betreffen. Aber woran liegt das?

Die fehlende Beachtung für seelisch behinderte Menschen lässt sich auf mehrere Faktoren zurückführen, die mit gesellschaftlichen Vorurteilen, politischer Priorisierung und strukturellen Problemen zusammenhängen. Hier sind die wichtigsten Gründe:

1. Stigmatisierung und Unsichtbarkeit

Tabuisierung: Psychische Erkrankungen und Behinderungen sind oft mit Scham und Stigma behaftet. Betroffene und ihre Angehörigen scheuen sich, öffentlich für ihre Rechte einzutreten, um nicht diskriminiert zu werden.

Unsichtbarkeit: Während körperliche Behinderungen oft sofort erkennbar sind, bleiben seelische Behinderungen häufig verborgen. Dadurch fehlt der gesellschaftliche Druck, sich für diese Gruppe einzusetzen.

2. Komplexität der Problematik

Heterogene Bedürfnisse: Psychische Erkrankungen und Behinderungen sind sehr unterschiedlich und betreffen Menschen in vielfältiger Weise. Das erschwert die Bildung einer einheitlichen Interessengruppe.

Schwierige Interessenvertretung: Viele Betroffene befinden sich in instabilen Lebenssituationen, was es schwer macht, sich zu organisieren oder lautstark Gehör zu verschaffen.

3. Fehlende finanzielle und strukturelle Unterstützung

Ungleiche Ressourcenverteilung: Themen wie körperliche Behinderung oder Pflegebedürftigkeit erhalten oft mehr staatliche und gesellschaftliche Unterstützung. Psychische Erkrankungen werden als "individuelles Problem" wahrgenommen, das weniger politisches Engagement erfährt.

Mangel an Selbstvertretung: Große Organisationen, die sich um psychische Gesundheit kümmern, konzentrieren sich oft auf Prävention oder Akutbehandlung und weniger auf die politischen Rechte seelisch behinderter Menschen.

4. Gesellschaftliche Prioritäten

Arbeitsfähigkeit als Maßstab: Gesellschaft und Politik messen dem Erhalt der Arbeitsfähigkeit hohen Wert bei. Seelische Behinderungen, die oft mit längeren Auszeiten oder vermindertem Arbeitseinsatz einhergehen, werden als weniger „förderungswürdig“ angesehen.

Fehlendes Verständnis: Viele Menschen können die Herausforderungen von seelischen Behinderungen nicht nachvollziehen, was die Bereitschaft zur Solidarität verringert.

5. Politische Vernachlässigung

Geringer politischer Einfluss: Betroffene Gruppen haben selten starke Lobbyorganisationen oder prominente Fürsprecher in der Politik.

Knappe Ressourcen: Politische und soziale Hilfen für seelisch behinderte Menschen werden oft als kostenintensiv angesehen, ohne dass ihre positiven Auswirkungen unmittelbar sichtbar werden.

Mögliche Lösungsansätze

Entstigmatisierung: Öffentlichkeitsarbeit, die psychische Erkrankungen als normale und gesellschaftlich akzeptierte Themen etabliert.

Selbstvertretung stärken: Förderung von Organisationen, die von Betroffenen geleitet werden, um eine authentische Interessenvertretung zu gewährleisten.

Politische Initiativen: Druck auf die Politik, mehr Ressourcen und rechtlichen Schutz für seelisch behinderte Menschen bereitzustellen.

Bildung: Aufklärung über psychische Erkrankungen in Schulen und der Öffentlichkeit, um Verständnis und Solidarität zu fördern.

Die Marginalisierung dieser Gruppe zeigt, wie wichtig es ist, gesellschaftliche Strukturen zu hinterfragen und neu zu gestalten, um allen Menschen die gleiche Teilhabe und Unterstützung zu ermöglichen.

Fühlen Sie sich angesprochen? Möchten Sie etwas auf die Beine stellen und Sie bräuchten dazu Unterstützung? Nur Mut! Sprechen Sie uns an!

Marlen Kramer-Hirtz

Bereichsleiterin Eingliederungshilfe

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