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Diskriminierung und Stigmatisierung fördern psychische Erkrankungen

Sterotype und Vorurteile sind Katalysatoren für soziale Ausgrenzung

Gleichberechtigung ist ein Menschenrecht auf das alle Menschen im alltäglichen Leben einen Anspruch haben. Diskriminierung und Ausgrenzung verletzen Menschenrechte und können zu erheblichen psychischen gesundheitlichen Problemen sowie Benachteiligungen führen, wenn sie den Alltag von Individuen mitbestimmen. Die Formen von Diskriminierung aufgrund von Herkunft, Aussehen, Religion und Weltanschauung, Geschlecht oder sexueller Identität sowie des Lebensalters, einer Behinderung oder Erkrankung sind vielfältig und treten nicht immer offen zu Tage.

Sie reichen von Zuschreibungen von Stereotypen und Vorurteilen, über strukturelle Benachteiligungen bis hin zu offenen Konflikten mit psychischer oder körperlicher Gewalt. Diskriminierung ist eine Form sozialer Exklusion und ein Hindernis für Menschen, sich als gleichberechtigter Teil der Gesellschaft fühlen zu können, was zu ausgeprägtem psychischen Leid führen kann. Diskriminierungserfahrungen zeichnen sich neben ihrer Vielgestaltigkeit oft auch durch ihre Permanenz und Widersprüchlichkeit aus, wodurch sich erhebliche Belastungen ergeben. Besonders schwer wiegen diskriminierende oder stigmatisierende Verletzungen und Kränkungen, wenn gleichzeitig keine soziale Unterstützung vorhanden ist, die sich gegen diese Ungerechtigkeit wendet. Solche Erfahrungen können in ihrer Summe, auch wenn keine offen gewaltvollen Erfahrungen gemacht werden, die psychische Gesundheit erheblich gefährden. Depressionen, Angsterkrankungen, Suchterkrankungen und andere gesundheitliche Beschwerden sind mögliche Folgen für von Diskriminierung betroffene Menschen.

Der Kreisverband Harz der Arbeiterwohlfahrt setzt sich aktiv gegen die Ausgrenzung von Menschen ein und sieht es auch als einen historischen und politischen Auftrag, die Vergangenheit des Fachgebiets aufzuarbeiten und gegen alle Formen von Rassismus und Diskriminierung einzutreten und diese auch im Sozialwesen abzubauen.

Psychische Erkrankung beeinflusst Chancengleichheit

Viele Menschen, die psychische Probleme oder Erkrankungen entwickelt haben, leben mit der Sorge oder gar Angst, durch eine Diagnose oder eine psychiatrisch-psychotherapeutische Behandlung zusätzlich stigmatisiert zu werden. Dieser Umstand erhöht für sie deutlich die Schwelle, eine notwendige fachärztliche Behandlung (frühzeitig) für sich zu beanspruchen. Es ist belegt, dass ein großer Teil von Menschen aus Scham wegen einer psychischen Erkrankung zu spät oder keine ärztliche Hilfe in Anspruch nehmen. Dieser erschwerte Zugang zur Gesundheitsversorgung trägt oft zu einer Verschlechterung des Gesundheitszustandes bei und verringert auch damit die Chancen auf gleichberechtigte Teilhabe. Problematisch ist immer noch die Geringschätzung der Behandelbarkeit oder auch Heilbarkeit von psychischen Erkrankungen von vielen gesellschaftlichen Institutionen, sei es am Arbeitsmarkt, im gesellschaftlichen Umfeld, in den Medien oder auch bei privaten Krankenversicherern. Dabei hat der Großteil der Betroffenen bei rechtzeitiger Behandlung und Rehabilitation eine gute Chance auf Heilung oder zumindest eine entscheidende Besserung des Krankheitsbildes. Durch eine konsequente Behandlung und Rehabilitation kann die Wahrscheinlichkeit für Einschränkungen im Alltag aber auch für Rückfälle deutlich gesenkt werden. Es braucht einen offeneren gesellschaftlichen Umgang mit dem Thema, um falsche Annahmen und bestehende Vorurteile erkennen und abbauen zu können.

Wissensdefizite fördern Ausgrenzung

Wie in anderen Bereichen auch, können Menschen in Bezug auf psychische Erkrankungen bei Wissensdefiziten Vorurteile entwickeln, welche sich negativ auf ihr Leben und das Leben anderer auswirken. Psychische Erkrankungen sind Volkskrankheiten. Jährlich erfüllt mehr als jeder vierte Erwachsene in Deutschland die Kriterien einer psychischen Erkrankung. Daher ist es wichtig, sich zu informieren und informiert zu bleiben, denn psychische Erkrankungen können jeden treffen. Es gibt definitiv viele Wege einen persönlichen Beitrag gegen Diskriminierung bei psychischen Erkrankungen zu leisten, sich zu informieren. Und über erste Warnsignale und Symptome Bescheid zu wissen ist ein wichtiger Schritt. Auch das Sprechen über Diskriminierung und Stigmatisierungserfahrungen ist notwendig, um die Erfahrungen von Ausgrenzung und den Mangel an Chancengleichheit von Betroffenen auch für andere begreifbar zu machen. Hier ist der sogenannte Trialog, die Begegnung von Organisationen der Angehörigen, Betroffenen und Professionellen auf Augenhöhe von entscheidender Bedeutung. Durch ein offenes und solidarisches gesellschaftliches Klima kann man auch dazu beitragen, die psychischen Belastungen von Menschen, die von Diskriminierung betroffen sind, vermindern. Zu verstehen, ermöglicht es Menschen, besser zu handeln und anderen Menschen vorurteilsfreier, sachlicher und unterstützender zu begegnen – ohne, dass Menschenrechte verletzt werden.

Mit der allgemeinen Erklärung der Menschenrechte vom 10. Dezember 1948 definierten die Vereinten Nationen (UN) Rechte, die allen Menschen von Geburt an uneingeschränkt zustehen. Mit dem „Internationalen Tag der Menschenrechte“, der jährlich am 10. Dezember stattfindet, erinnert die UN daran, dass diese Rechte weltweit immer wieder verletzt werden. Marlen Kramer-Hirtz, Bereichsleitung Eingliederungshilfe

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