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Tafeln in Sachsen-Anhalt wollen Logistik effektiver gestalten

Menschen im ländlichen Raum  sollen besser erreicht werden

Wegeoptimierung, Fuhrparkverkleinerung und Einbindung des ländlichen Raums: Die Tafeln Schönebeck, Staßfurt, Quedlinburg, Halberstadt und Wernigerode wollen sich zukunftssicher aufstellen.

In den Tafeln vor Ort landen in aller Regel Spenden, die in Kisten und damit in Kühlwagen passen, per Hand leicht sortiert und weitergegeben werden können. Wohin aber mit ganzen Lkw-Ladungen an Lebensmitteln und anderen Spenden? Es ist gar nicht so ungewöhnlich, dass große Unternehmen zum Beispiel palettenweise Getränke oder Kosmetik an die Tafel Deutschland e.V. spenden und diese die Waren an die Tafeln auf Landesebene weiterverteilt, die die Produkte dann wiederum an die Tafeln vor Ort weitergeben.


Damit das reibungslos klappt bedarf es einer klugen Logistik – und eines gut strukturierten Lagers. Derzeit werden die Waren der Tafel Sachsen-Anhalt in Quedlinburg in einer Halle in der Stresemannstraße gelagert. Damit soll möglichst in 2022 Schluss sein, dann endet der Mietvertrag.

Mit dem Lager lässt die Tafel Sachsen-Anhalt auch die Welterbestadt – zumindest was die Logistik angeht – hinter sich. Denn auch, wenn die Autobahn mittlerweile direkt vor der Tür liegt, ist die Anbindung für viele der kleinen Tafeln nicht optimal. Sie müssen lange Wege auf sich nehmen, um Waren abzuholen. Dieser Schlussstrich soll genutzt werden, um die Tafeln mit einem neuen Lager – das ist zentral im Herzen Sachsen-Anhalts geplant – technisch und logistisch auf den neuesten Stand zu bringen. „Für den Umbau unserer Logistik benötigen wir die Unterstützung des Landes“, betont Andreas Steppuhn, Vorsitzender der Tafel Sachsen-Anhalt e. V., dass die Tafeln diese Herausforderung nicht allein stemmen können.

Um ländliche Regionen perspektivisch besser anzubinden, haben sich die Tafeln der AWO Kreisverbände Harz und Salzland, die Tafel Sachsen-Anhalt und die Hochschule Magdeburg-Stendal (FH), Lehrgebiet Produktionswirtschaft und Logistik mit weiteren Partnern in einem Zukunftsprojekt organisiert.

Andreas Steppuhn, Holger Franke, stellvertretender Vorsitzender der Tafel Sachsen-Anhalt e.V., Kai-Gerrit Bädje, Schatzmeister der Tafel Sachsen-Anhalt e.V., Jochen Brühl, Vorsitzender der Tafel Deutschland e.V., Ines Grimm-Hübner mit Mario Kannengießer, Geschäftsführerin und Vorsitzender des AWO Kreisverbands Salzland e.V. (Träger der Tafeln Schönebeck und Staßfurt), Marko Wunderlich, Geschäftsführer der tti Technologietransfer und Innovationsförderung Magdeburg GmbH sowie Rainer Fricke vom Project Consulting Fricke und Frank Schmidt von der Hochschule Magdeburg Stendal (FH) trafen sich zu einer Diskussionsrunde in der Tafel Staßfurt. Dort wurde beraten, wie die Akteure die Arbeit so gestalten können, dass auch Tafel-Kund*innen in entlegeneren Orten verlässlich erreicht werden.

Dabei müssen Logistik und Transport völlig neu gedacht und vor allem neue Partner gewonnen werden, um bereits bestehende Strukturen für die Tafeln nutzbar machen zu können. Denkbar wäre es beispielsweise, den öffentlichen Nahverkehr einzubinden oder Unternehmen zu finden, die ohnehin auf den Strecken unterwegs sind und unterstützen können. Die Ideen müssen dabei deutlich über den eigenen Tellerrand hinausgehen, auch wenn das zunächst abwegig erscheint. Frank Schmidt erklärt, dass die Hochschule Modelle nutzen könne, um virtuell Möglichkeiten der Logistik zu simulieren und verschiedene Szenarien durchzuspielen.

Sachsen-Anhalt ist damit auf gleichem Kurs wie Tafel Deutschland. „Wichtig ist die frühzeitige Einbindung in die Digitalisierungsprozesse der Märkte und Hersteller“, spricht Jochen Brühl ein weiteres Thema an. Hinzu kommen Ansprüche an Nachhaltigkeit und Umweltschutz. Ziel ist es, Kosten zu sparen, möglichst CO2-neutral zu arbeiten und durch eine gute Anbindung kurze Wege zu schaffen und so weitere Kosten-, Personal- und auch Energieersparnisse auf Seiten der Tafeln auf Kreisebene zu generieren. Denn gerade die Kühlfahrzeuge sind ein großer Kostenfaktor. Und: Die Lebensmittelrettung dürfe nicht durch den CO2-Ausstoß der Tafel-Fahrzeuge zunichtegemacht werden.

Letztlich ergeben sich zwei konkrete Ziele, an denen das Team arbeitet, fasste Kai-Gerrit Bädje zusammen: Die Logistik müsse vereinfacht und professionalisiert werden – dafür müsse das Land Sachsen-Anhalt die Arbeit der Tafeln dringend unterstützen. Gleichzeitig müsse die logistische Organisation die Möglichkeiten kleiner Tafeln, berücksichtigen, um beide Ziele vereinen zu können. sh

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