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Noch (ziemlich genau) 123 Tage

Förderung der Schulsozialarbeit läuft nur noch bis 31. Juli

Nicht mehr lange – dann läuft die aktuelle Förderung der Schulsozialarbeit in Sachsen-Anhalt aus. Um genau zu sein (Stand der Veröffentlichung, 29. März 2022) noch 2.952 Stunden. Viel Zeit bleibt also nicht mehr, um Kinder und Jugendliche mit ihren Sorgen und Problemen aufzufangen, Eltern im Umgang mit ihren Sprösslingen zu unterstützen, Lehrkräfte über ihre tägliche Arbeit hinaus zu begleiten oder Netzwerke einzuschalten, wenn keiner mehr weiterweiß.

Schulsozialarbeit ist ein Projekt, das aus Mitteln des Europäischen Sozialfonds finanziert wird. Der sogenannte Zuwendungsgeber ist dabei das Land Sachsen-Anhalt. Die derzeitige Förderperiode läuft bis einschließlich 31. Juli dieses Jahres. Danach ist „Ritze“ – jedenfalls nach heutigem Stand.

Das Land hatte versprochen, nachhaltige Finanzierungsmöglichkeiten für Schulsozialarbeit sicherzustellen. Leider konnte (oder wollte?) auch dieses Versprechen nicht eingehalten werden und eine weitere Finanzierung mit europäischen Mitteln ist wieder geplant. Dieses Mal allerdings mit Beteiligung durch Kommunen! Unser Landkreis hat nach langem Hin und Her seine Zustimmung zur Mitfinanzierung erteilt. Dies ist vor allem der Partei Die Linke zu verdanken, welche sich sehr stark für die Schulsozialarbeit eingesetzt hat. Danke dafür! Aber lieber Landkreis, vielleicht das nächste Mal ein bisschen schneller – non Schulsozialarbeit wird ja schließlich auch verlangt, dass sie 24/7 aktiv sind und Problemlösungen ad hoc parat haben. Gleiches Recht für alle!

Zurück zum Land Sachsen-Anhalt: Nachdem die Träger einen Tag vor den Weihnachtsferien erfahren haben, dass neue Anträge für August 2022 bis Juli 2024 gestellt werden können, mussten wir sehr schnell sein – Einreichungsfrist war bereits der 15. Februar 2022. Pro Antrag mussten ein Konzept, die Kalkulation, diverse Stellungnahmen, Kooperationsvereinbarungen mit verschiedenen Partnern – wir mussten sogar Unterschriften aus den eigenen Reihen des Landes Sachsen-Anhalt einholen – und noch weitere Dokumente erstellt werden. Ein Pamphlet aus etwa 25 Seiten je Antrag. Ein bürokratischer Aufwand für mindestens fünf Schulsozialarbeiter*innen, den wir gerne betreiben, wenn auch zähneknirschend. Denn wir machen das nicht nur für unsere Kooperationsschulen, für die Kinder und Jugendlichen, für die Sorgeberechtigten – nein, auch für unsere Kolleginnen in der Schulsozialarbeit, die wieder einmal dastehen und nicht wissen, ob sie weiterhin an der Schule arbeiten dürfen.

Insgesamt haben wir zehn Anträge gestellt – doppelt so viele wie wir bisher als Träger begleiten. Dabei sind die Schulen auf uns zugekommen und haben angefragt, ob wir als Kooperationspartner mit den Lehrinstitutionen gemeinsam Anträge für die sozialpädagogische Unterstützung stellen können. Ein deutliches Zeichen dafür, dass Schulsozialarbeit dringender denn je ist!

Eine Entscheidung ist, natürlich, bisher noch nicht gefallen. Der Landkreis hat sich mit einer Prioritätenliste positioniert und dargelegt, welche Schulen seiner Meinung nach Schulsozialarbeit bedürfen. Insgesamt sollen im Landkreis Harz 34 Stellen gefördert werden. Es gibt 92 Schulen im Landkreis Harz. Noch nicht einmal die Hälfte der gesamten Harzer Schulen können demnach eine*n Schulsozialarbeiter*in vorhalten. Im Übrigen sei hier erwähnt, dass das Land im Sommer letzten Jahres noch angekündigt hatte, Schulsozialarbeiterstellen ausbauen zu wollen. Im Landkreis Harz wird dagegen abgebaut. Bisher wurden 37 Stellen finanziert.

Wer genau am Ende die Bewilligung erhält, das ist noch unklar. Wenn wir Glück haben, erhalten wir eine Entscheidung am 31. Juli und können weitere zwei Jahre „Schulerfolg sichern“. Wenn es läuft wie beim vergangenen Mal, erhalten wir eine Zu- oder Absage erst drei Monate später und müssen als Träger abwägen, ob wir auf eigenes Risiko Schulsozialarbeit vorfinanzieren oder erst einmal pausieren, bis eine Entscheidung getroffen wurde.

Also, liebes Land Sachsen-Anhalt, die Zeit läuft! 2.951 Stunden, 52 Minuten und 12 Sekunden… 11 Sekunden... 10 Sekunden...

Sarah Zschernitz, Leiterin Soziale Arbeit



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