Sprungziele
Inhalt
 

AWO Kreisverband Harz hat einen neuen Vorstand

Die Arbeiterwohlfahrt fordert von der Politik dringend, die Arbeitssituation in der Pflege zu verbessern

Am 19.11.2021 wählten die Delegierten der Kreisdelegiertenkonferenz der AWO Kreisverband Harz e.V. einen neuen Vorstand.

Dirk Michelmann wurde erneut einstimmig zum Vorstandsvorsitzenden der AWO Kreisverband Harz e.V. gewählt. Ihm zur Seite stehen als Stellvertretende Monika Hohmann, Birgit Voigt und Erika Fieseler sowie Kurt Neumann, Nadine Albrecht und Jennifer Fulton als Beisitzende. Ulrich-Karl Engel trat als stellvertretender Vorsitzender nicht noch einmal an. Dirk Michelmann bedankte für die ausnehmend gute Zusammenarbeit.


In einem Initiativantrag, der an diesem Abend diskutiert wurde, fordert die AWO die politisch Verantwortlichen auf, die Arbeitssituation in der Pflege zu verbessern. In den letzten Jahren hat sich die Tätigkeit in der Pflege zusehends bürokratisiert. So sind etwa 40 Prozent der Arbeitszeit mit Aufgaben der Pflegeplanung und -dokumentation belastet – Zeiten, die nicht den zu Pflegenden zugutekommen. „Wer in die Pflege geht, hat den Wunsch, Menschen zu helfen und zu unterstützen und nicht Schreibtischarbeiten zu erledigen. Gerade dieses enttäuscht die Menschen, die sich auf den Beruf der Pflegekraft eingelassen haben“, so Kai-Gerrit Bädje, Geschäftsführer der AWO Kreisverband Harz.

Immer mehr Pflegekräfte kehren enttäuscht der Pflege den Rücken. Selbst dort, wo die Vergütung tariflich geregelt ist. Eine gute Vergütung allein kann den Mangel an Fachkräften und die damit einhergehende Belastung nicht ausgleichen. Es fehlen in der stationären und ambulanten Pflege zigtausend Pflegekräfte.

Die AWO fordert die politisch Verantwortlichen auf, die Rahmenbedingungen zu schaffen, die eine gute Pflege und Versorgung ermöglichen. Bei gleichbleibendem Personalschlüssel ist ein erheblicher Abbau bürokratischer Anforderungen erforderlich. Alternativ sind die Mindestpersonalschlüssel zu verbessern. Pflege im Laufschritt befriedigt weder die zu Pflegenden noch die Pflegenden.

Zurzeit ist das Tischtuch viel zu klein, um Pflege nicht an die Substanz der Pflegenden gehen zu lassen. Mittlerweile kehren ca. 75 Prozent der frisch ausgebildeten Fachkräfte vier Jahre nach Antritt der Pflege den Rücken. Der Mangel an Pflegekräften steigt dadurch weiter.

Zeitarbeit entzieht weiterhin den Einrichtungen einen Teil des Personals und verteuert künstlich die Pflege. Zeitarbeit unterstützt nicht. Zeitarbeitskräfte werden in der Regel befristet eingesetzt und binden zudem zur Einarbeitung die Kapazitäten der angestammten Fachkräfte zusätzlich.

„Im vergangenen Jahrzehnt hat sich immer deutlicher gezeigt, dass es den klassischen zu Pflegenden längst nicht mehr gibt (Pflegebedarfe gibt es in allen Altersgruppen) und die zu Pflegenden mehr als nur der Medikamentengabe, Wundversorgung, Körperpflege, Zeitungsschau und des regelmäßigen Kaffeenachmittags bedürfen. Die zu Pflegenden haben in ihrem Leben viele Erfahrungen gemacht, die oftmals nicht vollständig verarbeitet werden konnten und somit heute noch immer begleiten. Der Verlust eines geliebten Menschen, Folgen eines Unfalls, chronische Krankheiten, das Gefühl von Abhängigkeit, psychische Belastungen in Folgen von Sucht, Ausgrenzung, körperlicher, seelischer und / oder geistiger Behinderungen beschäftigen und reduzieren vielfach das eigenständige Motivieren und Gestalten eines erfüllten Alltags. Dieser Bedarf an assistenzgebender und somit unterstützender  Struktur ist inzwischen so groß, dass er durch in Pflegeberufen ausgebildete Menschen nicht mehr ausgeglichen werden kann, so Anke Schleritt, Prokuristin der AWO Pflege und Wohnen GmbH. Es wird also Zeit, Pflege neu zu denken, bedarfsgerecht zu denken und somit Versorgung und Begleitung – Assistenzsysteme – zu etablieren und andere Berufsbilder einzubeziehen, fordert die AWO.

Auch ist das Abwerben von Pflegefachkräften aus dem Ausland keine wirkliche Alternative. „Wir können uns doch nicht unser Problem lösen, indem wir die Probleme anderer Länder verstärken“, so der Vorsitzende Dirk Michelmann.

nach oben zurück