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„Demokratie kann Spaß machen“

„Kinderhaus an der Ilse“ verabschiedet eigene Verfassung im Zeichen der Partizipation der Kinder

Musik, Abendgarderobe und aufgeregte Kinder: Familien, Mitarbeitende und allen voran die Kinder der AWO Kindertagesstätte „Kinderhaus an der Ilse“ haben sich am Freitag im Eventwerk in Osterwieck zusammengefunden, um einen Meilenstein zu feiern. Die Kita hat in einem Festakt die selbst erarbeitete Verfassung verabschiedet.

Eingeleitet wurde die Veranstaltung durch den Vorstandsvorsitzenden des AWO Kreisverbands e.V. Dirk Michelmann – der extra für diesen Anlass eine rote Krawatte trug. In seiner Begrüßung drückte er seine Bewunderung für dieses Projekt aus und betonte auch dessen Besonderheit. „Wegen euch sind heute ganz viele Leute gekommen“, sagt Michelmann an die Kinder gerichtet. „Demokratie kann Spaß machen.“ Das zeige das Projekt deutlich, dass die Kinder in ihrer Selbstbestimmung und -wahrnehmung stärkt.

Die Kita ist die erste im Landkreis Harz, die eine eigene Verfassung erstellt. Sie beinhaltet Vorschriften und Rechte, die die Kinder gemeinsam mit den Mitarbeitenden für das Zusammenleben in der Kita formuliert haben. Diese wurden auch mit Erläuterungen ausgehangen, damit sich jede*r ein Bild davon machen kann. Dazu zählt zum Beispiel das Recht, dass die Kinder selbst entscheiden dürfen, was sie in der Kita tragen.

Wolfgang Beck, Staatssekretär im Ministerium für Arbeit, Soziales, Gesundheit und Gleichstellung, war ebenfalls mit von der Partie. „Kinder sind die Zukunft, weil sie Demokratie gestalten. Sie wollen mitbestimmen und gefragt werden“, sagt Beck in seinem Grußwort.

Das Recht der Kinder zu entscheiden, wann sie Mittagsschlaf halten, findet Landrat Thomas Balcerowski besonders interessant, da er persönlich dieses Thema eher streng sieht. „Ich selbst als Vater war da mehr ein Diktator“, sagt er scherzhaft, zeigt sich aber offen und gespannt, wie die Kita dies umsetzt.

Trotzdem standen die Kinder im Mittelpunkt. Diese haben nicht nur ausgiebig gejubelt und getobt, sondern auch stolz die Kita-Hymne „Ilsekind“ gesungen, die ihre Werte widerspiegelt. „Wir lernen zu akzeptieren indem wir demonstrieren, unsere Stimme ist unser Recht“, heißt es dort. Auch wenn die Kinder zu Beginn etwas schüchtern waren, blieb spätestens beim mit Nachdruck gesungenen Refrain kein Auge trocken. Als anschließend ein selbstgedrehter Film gezeigt wurde, waren die Mitarbeitenden dran, rot zu werden. In dem Film haben die Kinder die wichtigsten Regeln aufgezählt und die Mitarbeitenden erklärten, was Partizipation in der Kita bedeutet.

Der Höhepunkt war selbstverständlich das Unterschreiben der Verfassung. Der Landrat, das Kuratorium der Eltern, die Einrichtungsleitung Stephanie Müller, die pädagogischen Mitarbeitende, der Vorstandsvorsitzende und der Geschäftsführer der AWO Kinder- und Jugendhilfe GmbH Kai-Gerrit Bädje haben unterzeichnet. Die zehn Kinder des Kinderrats durften ihren Fingerbadruck unter die Verfassung setzen, die somit offiziell in Kraft trat.

Stolz präsentierten sie das Schriftstück gemeinsam auf der Bühne. Im Anschluss hat Dirk Michelmann noch eine Überraschung für alle parat: Der Einladung der AWO konnte Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier zwar nicht folgen, eine Reaktion gab es dennoch. „Der Bundespräsident weiß um die große Bedeutung von Demokratieerziehung und Teilhabe in Kitas und Schulen. Er unterstützt die vielfältigen Leistungen, die zur gelingenden Beteiligung von Kindern und Jugendlichen beitragen, mit den Mitteln seines Amtes“, heißt es aus dem Präsidialamt.

Jasmin Peters, Fachassistenz der Geschäftsführung

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