So viel Neues im Tintenfisch
Projektumsetzung mit Hilfe des Corona Aufholzuschusses
Seit 2016 ist das AWO „Kinderhaus an der Ilse“, in Osterwieck anerkannte Sprach-Kita. Das vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend geförderte Programm „Sprach-Kitas: Weil Sprache der Schlüssel zur Welt ist“ ermöglicht der Einrichtung, sich vielseitig mit der alltagsintegrierten sprachlichen Bildung auseinander zu setzen. Die durch das Bundesprogramm geförderte zusätzliche sprachpädagogische Fachkraft ist hierbei vor allem an teambildenden Prozessen beteiligt, initiiert und unterstützt Projektarbeit und steht beratend zur Seite.
Aufgrund der anhaltenden COVID-19 Pandemie hat das Ministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend den Beschluss gefasst, besonders den jüngsten unserer Gesellschaft in dieser herausfordernden Zeit zusätzliche Bildungschancen zu ermöglichen. Dafür wurde ein auf Antrag gestellter Corona-Aufholzuschuss für das Kalenderjahr 2021/2022 in Aussicht gestellt.
Der situationsorientierte Bildungsansatz des AWO „Kinderhaus an der Ilse“, wird durch das teiloffene Einrichtungskonzept unterstützt. In diesem wird es den Kindern ermöglicht, sich innerhalb des Kindergartenbereichs in verschiedenen Funktionsräumen auszuprobieren. Dabei können die Kinder ihren eigenen Interessen nachgehen und diese vertiefen.
Fachliche und anhaltende Beobachtung der Kinder ist eines der wichtigsten Werkzeuge der pädagogischen Fachkräfte. Aus diesem Grund entstand schnell die Idee, die bewilligten Fördermittel zur Umsetzung des Mal- und Bastelraumes „Tintenfisch“ zu verwenden. Eine ganzheitliche Aufwertung des Raumes wurde angestrebt, um den Kindern auf vielfältige Art und Weise neue Anreize zu bieten, sich kreativ zu betätigen. Dazu zählt auch eine angenehme, reizarme Umgebung zu schaffen. Die bunten und vielfältigen Kunstwerke der Kinder sollen fokussiert werden.
Ein klares und strukturiertes Ordnungssystem bietet den Kindern fort an altersentsprechende Orientierung. Eine Visualisierung der geschlossenen Kisten ist mit den Kindern angedacht. Es ermöglicht den Kindern eine eigenständige und selbst verwirklichende Arbeitsweise. Es wird ihnen etwas zugetraut, sie werden angehört. Das Kind wird zum Mittelpunkt des Geschehens und verfügt über das Wissen, welche Arbeitsmaterialien und Techniken zur Verfügung stehen. Auch das Visualisieren der einzelnen Materialkisten durch Schriftsprache wird fortführend angestrebt. Besonders die ältesten der Einrichtung profitieren davon. Ihnen wird ein neuer Anreiz geboten sich an selbst bildenden Lernprozessen zu beteiligen. Alle Materialien befinden sich im Wirkungskreis der Kinder und dürfen genutzt werden. Sie entdecken Vorlieben und Wünsche und unterstützen sich altersübergreifend. Etwas eigens mit den Händen produziert zu haben erzeugt Stolz. Aus diesem Grund können die Kunstwerke nun an einer Ausstellfläche eigenverantwortlich von den Kindern angebracht werden. Dies begünstigt sowohl den sozial- und emotionalen Entwicklungsbereich, als auch die Sprachentwicklung. Gespräche entstehen und stärken das Selbstvertrauen, es weckt Freude an der Handlung und festigt den Lernprozess beim Kind.
Natürlich bringt eine Neugestaltung durch Raum und Material auch veränderte Regeln mit sich. Aus diesem Grund findet sich zeitnah der Kinderrat der Einrichtung zusammen. Mitbestimmungs- und Entscheidungsrechte befähigen die Kinder Regeln zu erarbeiten, zu diskutieren und für die gesamte Einrichtung transparent zu gestalten.
Besonders der kleine Werkstattbereich innerhalb des Funktionsraumes bedarf konstanter Absprachen. Mit Holz, Hammer & Co. wird den Kindern die Möglichkeit geboten, Szenen aus ihrem familiären Alltag nachzuempfinden. Auch Grundthemen des Lebens, in Zusammenhang mit anderen Bildungsbereichen, finden hier ihre Anwendung. So haben die Kinder die Möglichkeit ein Vogelhaus zu bauen, wenn sie diese in der Natur beobachtet haben, wie sie ihr Futter vom Boden aufpicken.
Auch weitere Materialien stehen den Kindern künftig zur Verfügung. Besonders für die ältesten der Einrichtung gewinnt der Erwerb der Schrift- und Zahlenzeichen zunehmend an Bedeutung, sodass diese innerhalb des Raumes immer wieder hervorstechen.
Stempelelemente mit verschiedenen Symbolen unterstützen die Kinder in ihrem Lernerfolg. Kleine Bildgeschichten werden zu Papier gebracht und können mit Worten oder gar kleinen Geschichten begleitet werden. Zudem spiegelt dieses Medium eine nonverbale Kommunikation wieder. Kinder die möglicherweise eine sprachliche Barriere durchleben, finden in diesem eine weitere Möglichkeit sich auszudrücken und am gesellschaftlichen Leben Teilhabe zu erfahren. Eine ganzheitliche Anregung wurde geschaffen. Jüngere Kinder profitieren von einer zunehmenden Wortschatzerweiterung. Durch klare Strukturierung der einzelnen Elemente und Materialien werden Besonderheiten erfasst, unterschieden und zugeordnet. Es entstehen Gespräche über Form, Farbe und Größe.
Von der Aufwertung des Mal- und Bastelraumes „Tintenfisch“ sollen vor allem die Kleinen, aber auch die Großen – nämlich die pädagogischen Fachkräfte profitieren. Es schafft Vertrauen in die Fähig- und Fertigkeiten der Kinder. Es ist als Projekt zu betrachten, das fortwährend erweiter- und änderbar ist. Immer fokussiert: das Kind, mit seinen Stärken und individuellen Bedürfnissen. Stephanie Müller