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Ich habe die Hölle bezwungen

Maria S. hat sich beim Triathlon „Hölle Spezial“ einen Platz auf dem Treppchen erkämpft

Am Samstag, 4. September, fand zum dritten Mal der Triathlon „Hölle Spezial“ für Menschen mit einer Behinderung statt. Der Triathlon ist eine Veranstaltung im norddeutschen Raum im Rahmen der Special Olympics, der olympischen Organisation für Menschen mit einer Behinderung. Die Besonderheiten in diesem Jahr waren die „Unified Sports“-Staffeln mit Menschen mit und ohne Beeinträchtigung. Dazu fanden sich 145 Startende ein.

Wie schon im Jahr 2019, konnte auch ich dieses Jahr wieder teilnehmen.

Aber ganz so einfach war das für mich dann doch nicht, ich bin Maria S. und leide an einer psychischen Behinderung bzw. einer Borderline-Störung, das heißt ich habe unter anderem Probleme zwischenmenschliche Beziehungen aufzubauen bzw. diese zu halten. So meide ich Menschenmengen und für mich unnötige menschliche Kontakte zu Fremden. Aus diesem Grund erhalte ich seit drei Jahren Unterstützung in vielen lebenspraktischen Bereichen durch die AWO Tagesstätte „Horizont“ in Halberstadt und deren Mitarbeiter*innen.

So auch bei diesem Triathlon. Es ist schon viele Jahre mein Wunsch, an diesem sportlichen Event teilzunehmen. Die Organisation, Vorbereitung und Umsetzung gelang mir jedoch nicht. Durch die Unterstützung der AWO, zum Beispiel durch Motivation zum Training und letztlich die Anmeldung zum Triathlon, war es dann am Samstag soweit. Ich war mega aufgeregt, wie der Tag werden würde und hatte viele Ängste, was alles schiefgehen könnte.

Um 10 Uhr trafen wir uns am Ditfurter See, vor Ort ging es zur Anmeldung, es waren schon viele Menschen da, um die Startnummer abzuholen. Danach hatten wir noch Zeit unsere Wechselzonen (Schwimmen-Rad und Rad-Laufen) einzurichten.

Gestartet wurde 12.35 Uhr im Ditfurter See: Es wurden etwa 150 Meter von meinem „Unifiedpartner“ und AWO Mitarbeiter Michael Kuhn geschwommen. Als dieser aus dem Wasser kam folgte der direkte Wechsel auf das Fahrrad, weiter über gute Feldwege bis nach Quedlinburg. Es kam mir vor als ob wir die 7 Kilometer nur bergauf fahren mussten, aber ich konnte mich durchkämpfen. Überall standen Menschen, die uns anfeuerten und Mut machten unser Bestes zu geben. Das fand ich sehr schön, war aber auch sehr ungewohnt.

Auf dem Gelände des Quedlinburger Sportvereins in der Lindenstraße wurde das Fahrrad abgestellt und der anschließende Zwei-Kilometer-Lauf durch die Hölle bis zum Rathaus begonnen. Es gab viele Streckenposten, die uns die Richtung wiesen. Ich musste mich aber sehr konzentrieren, um in die richtige Richtung zu laufen, sogar Straßen mussten überquert werden, die von der Polizei kurzzeitig extra für uns Läufer gesperrt wurden.

Während des gesamten Triathlon begleitete mich Michael Kuhn. Er motivierte mich, in für mich sportlich oder emotional schwierigen Situationen, weiter zu machen. Schwierige Situationen waren unter anderem die Startnummernausgabe. Dort war ich sehr unsicher, was von mir erwartet wird, sowie der Kontakt mit den fremden Menschen der mir Angst machte.

Gegen 13:20 Uhr konnten wie erschöpft und stolz das Ziel auf dem Marktplatz in Quedlinburg durchlaufen.

Am Nachmittag fand dann die Siegerehrung in Neinstedt an den Werkstätten für behinderte Menschen (WfbM) statt und wir konnten den zweiten Platz in unserer Leistungsgruppe belegen. Auch hier wurde noch einiges geboten, es gab Livemusik und die Möglichkeit zum Austausch mit anderen Sportlern aus anderen Einrichtungen.

Rundum war es ein gelungenes Ereignis. Sehr stolz macht mich, dass wir sogar eine Medallie gewinnen konnten. Besonderer Dank geht an die AWO Tagesstätte „Horizont“ für die Unterstützung und Begleitung.

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