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Lebensmittel retten. Menschen helfen.

Tafeln sind keine Vollversorgung

Die erste Tafel wurde 1993 gegründet, um Lebensmittel zu retten. Nahrungsmittel, die aus den verschiedensten Gründen nicht mehr verkauft werden konnten, sollten dabei eingesammelt und an von Armut betroffene Menschen verteilt werden. Inzwischen gibt es über 960 Tafeln bundesweit. Auch heute wollen Tafeln noch Lebensmittel retten, doch sehen sie sich in einem ganz anderen Licht als noch vor einigen Jahren.

Tafeln sind mittlerweile viel mehr als nur Lebensmittelretter: Sie bieten meist auch einen warmen Platz für soziale Treffen, führen Veranstaltungen durch, geben Kleiderspenden weiter, bieten Kindern soziale Teilhabe, ermöglichen Bildungs- und Projektangebote und sind oftmals auch Seelsorger.

Dennoch steht das Retten der Lebensmittel weiter an erster Stelle. Dazu treten Tafeln mit örtlichen Märkten und anderen Lebensmittelproduzenten in Kontakt und bitten darum Lebensmittel, die noch gut sind, aber nicht mehr verkauft werden können, abholen zu dürfen. Dies kann verschiedene Gründe haben, wie zum Beispiel der Ablauf des Mindesthaltbarkeitsdatums, Fehler am Etikett, bei der Herstellung oder an der Verpackung. Die eingesammelten Lebensmittel werden an von Armut betroffene Kund*innen weitergegeben. So erfüllen die Produkte noch einen Zweck, unterstützen eine ausgewogene Ernährung und Müll wird vermieden.

Da die Tafeln nur das ausgeben können, was sie von den Märkten erhalten, kann auf individuelle Kundenwünsche nicht immer eingegangen werden. Die Tafel-Mitarbeiter*innen versuchen zwar, auf religiöse Besonderheiten oder Unverträglichkeiten einzugehen, aber dies ist nur bedingt möglich. Unsere Ausgaben sind abhängig von den Spenden der Lebensmittelmärkte. Wir haben keinen Einfluss darauf, was und wie viel die Lebensmittelmärkte spenden. Demnach kann es mal eine volle, mal eine halbvolle Tüte, mal sehr viel Gemüse, aber kein Obst und zur nächsten Ausgabe sehr viele Milchprodukte geben.

Die Ausgabe von Lebensmitteln bei den Tafeln ist grundsätzlich als Ergänzung zu betrachten. Tafeln stellen keine Vollversorgung dar und ersetzen nicht den notwendigen Einkauf von Nahrungsmitteln zum Leben oder dafür notwendige Sozialleistungen. Die Tafeln sehen hier die Bundesregierung in der Pflicht, politische Lösungen für Armut und Lebensmittelverschwendung gleichermaßen zu entwickeln.

Robin Gerloff, Tafelkoordinator der Tafeln Quedlinburg|Halberstadt|Wernigerode

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